Der Kinderzirkus Giovanni wurde 1984 von einer Gruppe jugendlicher Mitarbeiter der evang.-luth. Johannes-Kirchengemeinde Hannover-Wettbergen gegründet. Ursprünglich wollten die 20 Jugendlichen nur die Kinder des Stadtteils für ein Ferienlager unter dem Thema ‚Zirkus’ begeistern. Als sie im Juni 1985 die ersten Anfänge in Jonglage, Akrobatik und Clownerie auf alten Teppichen, in einer improvisierten Manege aus roten Bretter auf alten Weinkisten zeigten, ahnten sie nicht, dass dies der Startschuss für den Kinderzirkus Giovanni sein sollte.
Seitdem haben an die 500 Kinder, Jugendliche und Erwachsene im Kinderzirkus Giovanni gespielt und ehrenamtlich gearbeitet - und dabei ein kleines eigenes ‚Zirkus-Unternehmen’ geschaffen: Der Kinderzirkus Giovanni verfügt heute über ein eigenes Zweimast-Chapiteau, einen Fundus mit über 1000 Kostümen, drei Zugmaschinen und fünf Zirkuswagen. Pate der jungen Akteure ist Bernhard Paul, Direktor des berühmten Circus Roncalli, der die Nachwuchs-Artisten jedes Jahr in sein großes Zirkuszelt zu einer gemeinsamen Vorstellung einlädt. Dafür reiste der Kinderzirkus seinem Vorbild schon nach Brüssel, München oder Wien nach. 2012 verlieh Bernhard Paul dem Kinderzirkus Giovanni den ‚Prix Roncalli’, der einmal jährlich an innovative Künstler vergeben wird, die sich für die Zukunft der zirzensischen Künste verdient machen. Es ist die dritte große Auszeichnung für die jungen Artisten: 2007 erhielt Giovanni den ‚1. Deutschen Kinderpreis’ und 1989 den Preis der Kulturpolitischen Gesellschaft.
Auch wenn sich vieles in den letzten fünfunddreißig Jahren verändert hat - die Ziele im Kinderzirkus Giovanni sind dieselben geblieben: Kindern und Jugendlichen einen Raum zu bieten, phantasievoll zu spielen, ihnen die Möglichkeiten zu geben, etwas zu wagen, Ängste zu überwinden, sich auszuprobieren und ihre Stärken zu entdecken.
Im Kinderzirkus Giovanni wird das in Schule und Sport propagierte Leistungsprinzip auf den Kopf gestellt: Jemand, der wunderbar und in aller Ruhe schillernde Seifenblasen pusten kann, bekommt unter Umständen mehr Applaus, als einer, der einen tollen Salto springt. Und die größte Leistung nutzt nichts, wenn das Orchester nicht spielt und die Techniker die Artisten in der Manege nicht ins rechte Licht rücken.
Im Kinderzirkus Giovanni nimmt sich jedes Kind, jeder Jugendliche, die Zeit, die sie oder er braucht. Alle Kinder wählen frei aus, was ihnen Freude macht und suchen sich so ihre eigenen Herausforderungen. Sie haben das Recht, an ihre Grenzen zu gehen, zu scheitern – und wieder aufzustehen. Im Kinderzirkus Giovanni spielen Kinder und Jugendliche zwischen vier und zweiundzwanzig Jahren, von allen Schulformen, aus unterschiedlichsten Familien und verschiedenen Nationen gemeinsam.
Das Projekt finanziert sich mit seinen Auftritten und Spenden selbst. Jedes Requisit, jedes Kostüm haben die Kinder, Jugendlichen und Eltern selbst erarbeitet, genäht oder erbaut. Alle bringen sich ehrenamtlich in das Projekt ein und jeder tut das, was ihm besondere Freude bringt. Und das wiederum führt ganz von allein zu erstaunlichen Leistungen auf allen Gebieten.
Die ‚Tourneen’ des Kinderzirkus führten Kinder, Jugendliche und Eltern schon zu Auftritten vor der Arena in Verona, nach Kopenhagen, Wien, Amsterdam, Brüssel, St. Petersburg - und sogar bis nach Tscherepowetz, 600 Kilometer östlich von Moskau. Giovanni spielte in ganz Deutschland, von Berlin bis Düsseldorf, von Hamburg bis München, von Leipzig bis Köln. Über viele Jahre Jahre veranstaltete der Kinderzirkus ein Jugendaustauschprogramm mit dem St. Petersburger Kinderzirkus Rowesnik, mit jährlichen Besuchen und Gegenbesuchen.
Seit 2010 erarbeiten die jungen Artisten Konzeptprogramme, unter anderem in Kooperation mit dem Sprengel-Museum Hannover.
Aktuell spielen und musizieren 40 Kinder und Jugendliche im Kinderzirkus Giovanni. Auch die Technik liegt ganz in der Hand der ehemaligen Artisten.